Aktualisiert: 06. August 2021
Von: Kai Hormann
Diesen Artikel über meine Ausrüstung/Equipment wollte ich eigentlich komplett ausklammern, da Licht, Wetter und das passende Timing vor Ort eine viel größere Rolle spielen, als passendes Gedöns in der Fototasche. Eine einfache Kamera macht vor Ort immer noch bessere Aufnahmen als eine Hightech-Ausrüstung, die im Schrank liegt. Kluges Improvisieren macht einfach Spaß, ist nachhaltiger und hilft zu schützen, was uns wichtig sein sollte: Unsere Natur und Landschaft!
Manchmal ist einfach eine gute Regenjacke, eine kurze Leine für den inneren Schweinehund und ein bisschen Glück der richtige Weg zum Ziel.
Allerdings bin ich im Laufe der Zeit mit der Astrofotografie, der Infrarotfotografie, Mikrofotografie und nicht zuletzt auch durch das Sammeln von alten Analog-Kameras ein wenig über das Ziel der einfachen Natur- und Landschaftsfotografie hinausgeschossen.
Da eine Reihe von Aufnahmen in meinem Portfolio mit mehr oder weniger exotischem Zubehör entstanden ist und ich immer wieder danach gefragt werde, stelle ich hier mal einen Teil davon vor, ohne zu sehr ins Detail zu gehen.
Natur- und Landschaftsfotografie:
Die, auf den ersten Blick etwas wild aussehende Mischung aus Sony Body und Canon EF Objektiv ist vielleicht vom Handling nicht perfekt, aber sie macht genau das, was sie soll und liefert Rohdaten mit reichlich Reserven. Da ich 100 x 150 Filter aus dem Broadcast-Bereich mit 4mm Glasstärke verwende, musste der Filterhalter dafür etwas angepasst werden. Ein 105mm Polfilter passt in die erste Steck-Fassung.
Eine teilweise selbstgebaute Schwenkeinrichtung auf dem Stativkopf ermöglicht es, die Kamera z.B. für Panoramaaufnahmen um genau 90 Grad zu drehen, ohne dass sich der Schwerpunkt verändert. Das kleine Gestell unter der Kamera dient der Stabilität und setzt die Stativ-Kupplungsplatte und damit auch die Kamera auf den Nodalpunkt.
Infrarotfotografie:
Für den Infrarot-Bereich kommt eine, auf Vollspektrum umgebaute EOS M zum Einsatz. Die Kamera ist klein genug, um noch in einer Ecke der Kameratasche Platz zu finden und liefert durch den APS-C Sensor eine gute Bildqualität. Da bei dieser Kamera Sperr- und Moiré-Filter vor dem Sensor durch optisches Glas ersetzt wurde, besitzt sie eine wesentlich höhere Rot-Empfindlichkeit und könnte damit auch in der Astrofotografie eingesetzt werden.
Für Infrarot-Aufnahmen nutze ich einen 720nm Filter im Bereich Farb-Infrarot und einen 950nm Filter für Infrarotes Schwarz-Weiß. Normale Aufnahmen sind mit der modifizierten EOS M nur noch mit Hilfe eines aufgeschraubten UV-Sperrfilter möglich.
Astrofotografie:
Da sich in unseren Breiten leider nicht sehr viele Möglichkeiten für längere Beobachtungen bieten, lohnt es sich für mich nicht eine feste Montierung im Garten zu installieren, oder größeren Aufwand zu betreiben. Die kleine Astrotrac Montierung arbeitet nach dem Barndoor-Prinzip und liefert bei genauem Einnorden mit Hilfe des Polsucher eine, für ihre Größe sehr gute Nachführ-Genauigkeit. Als Polhöhenwiege kommt dabei ein alter Großformat Kopf von Toyo zum Einsatz.
Objektiv-technisch wird meistens das Canon EF 100-400mm Zoom genutzt, welches ich auch im Bereich Naturfotografie verwende. Mond und Planeten werden mit der „Russentonne“, einem 1000mm f10 Rubinar Spiegel-Tele ins Visier genommen. Dem Rubinar habe ich, außer einer Fein-Justierung, auch ein kleines Sucher-Fernrohr spendiert. Der etwas abfällig klingende Spitzname „Russentonne“ wird diesem Objektiven übrigens nicht ganz gerecht. Das 1000mm Rubinar, genauso wie das MTO bestehen zwar aus wenigen Bauteilen, aber sind qualitativ sehr hochwertig/massiv gebaute Spiegel-Objektive nach Maksutov aus russischer Fertigung.
Für Astronomische Weitfeld-Aufnahmen kommen verschiedene, lichtstarke Festbrennweiten zum Einsatz.
Mikroskopie und Mikrofotografie:
Neben der Astrofotografie stellt die Mikrofotografie wohl den technisch aufwändigsten Bereich in der Fotografie dar. Während man für eine Makroaufnahme bis zum Maßstab 1:1 mit einen guten Makroobjektiv und Stativ schon gute Ergebnisse erzielen kann, bedeuten Vergrößerungen von 100x und mehr meistens eine aufwändige Materialschlacht. Wer wie ich keine Lust hat, für ein gutes Foto-Mikroskop den Preis eines Kleinwagens auf den Tisch zu blättern, schaut sich auf dem Gebrauchtmarkt um.
Die beiden Leitz Ortholux II Forschungsmikroskope wurden in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gebaut und waren in dieser Ausstattung für eine Private Nutzung damals unbezahlbar. Auch wenn manche Standards wie z.B. die 170mm Tubuslänge nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen, sind diese Geräte mit passender Pflege absolute Präzisionsinstrumente und werden bis heute in div. Laboren und Forschungseinrichtungen eingesetzt.
Beide Mikroskope sind für Durchlicht/Auflichtmikroskopie geeignet und wurden komplett auf LED Beleuchtung umgebaut. Mit passenden Zubehör ist Dunkelfeld, Hellfeld, Phasenkontrast, Fluoreszenz, etc möglich. Oder wie bei meinen Mikrokristall- Aufnahmen auch Kreuz-Polarisation bzw. Interferenz Fotografie.
Wichtig ist jeweils der Trinokulartubus und ein passender Fotoadapter, welcher den Anschluss einer Kamera ermöglicht. Der, über HDMI angesteuerte Field-Monitor liefert ein Live-Bild der jeweiligen Kamera und hilft dabei, die Schärfeebene oder einen passenden Bildausschnitt zu finden.
Analoge Fotografie und Kameras:
Obwohl ich durch das Sammeln und restaurieren von alten Kameras eine gewisse Auswahl an historisch interessanten Gerätschaften zu Verfügung habe, komme ich in letzter Zeit leider nicht mehr dazu, eine dieser alten Schätze mit Film zu laden und auf Tour mitzunehmen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mein altes Schwarz/Weiß Labor schon vor ein paar Jahrzehnten verschenkt habe.
Eigentlich schade, da der Umgang mit einer 70/80 Jahre alten Kamera und Belichtungsmesser eine sehr entschleunigte Art der Fotografie ist. Nebenbei ist es auch sehr lustig, wenn man eine alte 6x9 Balgenkamera aus der Jackentasche zieht, sie aufklappen lässt und manche Passanten noch nicht mal mehr wissen, dass dieses „komische Gerät“ eine Kamera ist. Ältere Mitmenschen fühlen sich an ihre Jugend erinnert und freuen sich, dass es noch Jemanden gibt, der mit einer "richtigen Kamera" unterwegs ist. Nette Gespräche sind also meistens garantiert. ;-)
Fazit: Zugegeben, den Bereich der Standard-Fotoausrüstung habe ich wohl deutlich überschritten…
Allerdings wurden viele Teile auf dem Gebrauchtmarkt erworben, teilweise selbstgebaut oder passend modifiziert und manche Teile wurden sogar vor dem Müll gerettet.
Klar, ein aktueller Sensor in einer aktuellen Kamera ist oft besser als ein älteres Gerät, aber die dramatischen Fortschritte aus den Anfangszeiten der Digitaltechnik gibt es heute kaum noch, auch wenn Marketing und Werbung etwas anderes versprechen. Es lohnt sich also meistens nicht, den aktuellsten Trends hinterher zu laufen. Und selbst bei den neuesten und vermeintlich besten Kameras und Optiken ist „das wichtigste Teil“ nicht im Lieferumfang enthalten: Passendes Licht! ;-)
Wer Interesse an "fotografischen Alteisen" hat, kann sich natürlich gerne im Kameramuseum umsehen.
Ansonsten gibt es ein bisschen "Anschauungsmaterial" in den Fotogalerien.
„ Der wirksamste Graufilter ist immer die Objektiv-Kappe! “
Ein kleine Orientierungshilfe:
Für mehr Details einfach
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© Kai Hormann
www.k-h-photo.de
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